Ickern´s Straßen aus einer anderen Perspektive
Mittwochs ist der Einkaufstag von Rebecca, Justin und Till. Sie wohnen in der Wohngemeinschaft Ickern der Lebenshilfe Castrop-Rauxel und sind auf Rollstühle angewiesen.
Wenn sie das Haus „In der Mark“ in Ickern verlassen und die Läden am Marktplatz in Ickern ansteuern, haben sie viele Herausforderungen zu meistern. Diese haben sie nun im Rahmen eines „Vor-Ort-Rundgangs“ vorgestellt, zu dem der Stadtteilverein Mein Ickern e.V. eingeladen hat.
Die Resonanz auf die Einladung war groß. Rund 20 Interessierte machten sich gemeinsam auf den Weg. Entlang des Emscherbruchs, über die Ickerner Strasse, Kirchstraße, Heinestrasse und zurück über die Friedhofstrasse.
Nicht abgesenkte Bordsteine, auf dem Gehweg parkende Autos, auf dem Bürgersteig seit der letzten Leerung nicht zurück geholte Abfallbehälter, dazu Laub, von Hecken zugewachsene Gehwege. Die Anzahl der Hürden ist groß, die beim bewussten Hinsehen auffällt.
Die erfreuliche Nachricht: Viele Hürden entstehen nicht absichtlich oder fahrlässig. Sie entstehen, da sie im Normalfall kein Hindernis darstellen.
Dann berichten die drei noch vom Busfahren: Pro Bus gibt es nur einen Platz für einen Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen. Wenn dieser besetzt ist, müssen sie auf den nächsten warten, in der Hoffnung, dass in diesem dann der Platz frei ist. Gerne würde Justin mit Till einmal einen gemeinsamen Ausflug mit dem Bus machen, ein Bier trinken fahren. Das ist ohne fremde Hilfe für die beiden nicht möglich.
Am Ende des rund zweistündigen Rundgangs steht für die Spaziergänger fest, dass sie sich dafür einsetzen werden, die Umstände für die Wohngemeinschaft, die stellvertretend für viele andere steht, zu verbessern und auch andere auf die besonderen Herausforderungen aufmerksam zu machen.
Der Optimismus ist groß, dass die Gruppe aus Ickern etwas bewegen kann. Unter den Spaziergängern befanden sich Vertreterinnen und Vertreter des EUV, des Stammtischs Inklusion, der Stabsstelle Bildung, Vielfalt und Teilhabe, die Erste Beigeordnete und Beigeordnete für Jugend, Schule und Soziales, die Leitung des Ordnungsamts, des Quartiermanagements Ickern, der Mitglieder des Rates, der Vorstand der Lebenshilfe Castrop-Rauxel und vom Stadtteilverein Mein Ickern e.V..
Seit 2018 ruft Mein Ickern e.V. die Bürgerinnen und Bürger einmal im Jahr dazu auf, Hinweise und Anregungen zu Reinigung, Verkehr, Spielplätze, Grünflächen und baulichen Situation zu geben, die dann gebündelt an den EUV weitergegeben, im Rahmen eines gemeinsamen Stadtteilrundgangs in Augenschein und dann nachverfolgt werden.
Das Angebot wird gut genutzt. In den letzten fünf Jahren wurden weit über 100 Meldungen bearbeitet. Viele davon sind fallabschließend abgearbeitet worden.
Von der Aktion haben alle Seite was: Die Stadt Castrop-Rauxel und der EUV erhalten gebündelte Hinweise aus Ickern, für die Bürgerinnen und Bürger bessert sich die Infrastruktur vor der Haustür.
Fast von Anfang an liefern die Bewohnerinnen und Bewohner der Hausgemeinschaft Ickern wichtige Hinweise.
Die Hausgemeinschaft Ickern „In der Mark“ ist ein Wohnprojekt der Lebenshilfe Castrop-Rauxel.
In der integrativen Wohngemeinschaft mit insgesamt 13 barrierefreien Wohnungen leben Menschen unterschiedlichster Generationen in Single- oder Wohngemeinschaften. In vier Einheiten wohnen insgesamt sieben erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung. Sie leben in drei Einzelwohnungen und einer Wohngemeinschaft.